In Japan gibt es noch einige Beispiele für traditionelle regionale Banchas, deren Herstellungs- wie auch Trinkweisen sehr vielfältig sind und sich von den Sencha, Gyokuro und anderen Matchas unterscheiden, die früher nur der Elite vorbehalten waren.
Der Goishi-cha aus Ôtoyo in der Präfektur Kôchi ist zweifellos das speziellste und interessanteste Exemplar für einen solchen Bancha. Es ist das einzige Beispiel für postfermentierten Tee ("dunkler Tee"), bei dem die Blätter doppelt fermentiert und gepresst werden. Die einzigartige Herstellungsmethode soll seit etwa 400 Jahren überliefert sein. In der Edo-Zeit wurde dieser Tee aus dem Lehnsgebiet Tosa (früherer Name von Kôchi) nicht vor Ort getrunken, sondern diente als Tauschmittel gegen Salz mit den Regionen auf der anderen Seite der Berge mit Blick auf das Binnenmeer, wo Goishi-cha für die Zubereitung von Reisbrei verwendet wurde.
Noch vor wenigen Jahren drohte das Verfahren auszusterben, da es nur noch von einem einzigen Erzeuger praktiziert wurde. Dank der Goishicha-Kooperative in Ôtoyo ist es seit kurzem jedoch gelungen, die Herstellungsmethode und ihren Ursprung mit der Bezeichnung Goishi-cha zu schützen und weiterzugeben. Aufgrund des jüngsten Trends zu fermentierten Lebensmitteln in Japan hat die kleine Produktion von Goishi-cha einen neuen Aufschwung erlebt.
Die Blätter, die im Sommer von den Zweigen gepflückt werden, werden zunächst gedämpft. Dann werden sie auf Strohmatten ausgebreitet, wo sie etwa eine Woche lang fermentieren. Danach werden sie in Fässer gefüllt, die mit einem Deckel luftdicht verschlossen sind und die Blätter zusammendrücken. Diese zweite Fermentierungsphase (unter Sauerstoffmangel) dauert mehrere Wochen. Schließlich wird der gepresste Tee herausgenommen und in 4 cm große Quadrate geschnitten, die auf eine Matte gelegt und etwa drei Tage lang in der Sonne getrocknet werden. Für die Herstellung von Goishi-cha, einem Tee, der besonders reich an Milchsäurebakterien pflanzlichen Ursprungs ist, werden also fast zwei Monate benötigt. Er gilt als sehr gesund für die Darmflora.
Seine Ursprünge sind unklar, aber seine Herstellungsweise ist seltsamerweise Tees ähnlich, die in Yunnan (Suan-cha) oder Myanmar (Miang) hergestellt werden.
Dieser Tee wird traditionell gekocht zubereitet, aber durch die Zubereitung in einer Teekanne lässt sich sein charakteristischer Säuregehalt besser kontrollieren. Natürlich ist es möglich, mehrere Aufgüsse zu machen. Der erste Aufguss ist der, der die meiste Säure liefert, daher sollte er nicht zu langgezogen werden.
Sowohl in der Nase als auch im Mund hat dieser Tee einen sehr speziellen und einzigartigen Säurecharakter. Während dies zunächst eher an Heilkräuter erinnert, kann man auch etwas Fruchtiges darin finden, wie einen etwas sauren Wein. Der Duft, vor allem wenn der Tee noch sehr heiß ist, erinnert ein wenig an den Geruch von Käse. Wenn der Tee etwas abkühlt, kann man Aromen von trockenem Holz und Kampfer wahrnehmen. Zwischen dem starken Geruch in der Nase und dem Eindruck im Mund gibt es eine gewisse Diskrepanz, da der Geschmack zwar eigenwillig, aber weicher ist und sogar einen Hauch von Süße aufweist.
Auch wenn die Säure manchen nicht gefallen mag, bleibt dieser Bancha dennoch fließend und überraschend leicht zu trinken.
Man kann ihn natürlich auch verwenden, um einen Reisbrei nach Art von "Ocha-gayu" zuzubereiten, und diejenigen, die sich an der Säure stören, können ihn zum Beispiel mit Honig essen.
Es handelt sich um einen sehr seltenen Tee, der aromatisch einzigartig ist, aber auch ein außergewöhnliches ethnografisches Dokument darstellt, das uns dazu anregt, über die Ursprünge der Tees und die Art und Weise, wie sie in Japan getrunken werden, näher zu reflektieren.
Der Tee mag anfangs verwirrend sein, aber man kann auch süchtig danach werden.
Art des Tees: Post-fermentierter Tee
Herkunft: Präfektur Kôchi, Bezirk Nagaoka, Ortschaft Ôtoyo
Cultivar: Yabukita, "yamacha"
Vorschlag für einen Aufguss
Teemenge: 2g (1/2 Stück)
Wassermenge: 120ml
Temperatur: 100°C
Ziehzeit: 30 Sekunden